Bildung für alle Kinder sicherstellen – Bestandsschutz für die Martin-Luther-King-Schule

Die Stadt Göttingen hat ein großes Problem bei der Bereitstellung ausreichender und bedarfsgerechter Schulplätze. Nach der Schließung der Haupt- und Realschulen mussten die Gesamtschulen deren Aufgaben übernehmen. Sie sind jetzt dazu verpflichtet, alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit aufzunehmen. Die Gymnasien sind dafür keine Alternative. Lernumfang und Tempo überfordern oftmals Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf. Die einzig verbliebene Schule, die Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an einer zieldifferenzierten Förderung beim Lernen bislang aufnehmen konnte, muss aufgrund des Niedersächsischen Schulgesetzes schließen – ab 2023 läuft die Martin-Luther-King-Schule aus!

Die Abschaffung der MLK und damit einer gut funktionierenden Förderschule mit Schwerpunkt Lernen in Kombination mit fehlenden Alternativangeboten verschärft die Situation für die Schülerinnen und Schüler in unserer Stadt dramatisch. Die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für eine gelingende Inklusion an den weiterführenden Schulen sind noch lange nicht ausreichend geschaffen worden und finanzielle Mittel fehlen. Differenzierungs-, Ruhe-, Sitzgruppen-, Vorbereitungs- sowie Therapieräume, wie sie es in der MLK gibt, sind nur an wenigen anderen Schulen und nur in deutlich eingeschränkter Form vorhanden. Raumreserven gibt es nicht.

„Was in der Diskussion oft außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf oftmals sehr viel mehr Zeit benötigen, um den Lernstoff verstehen und ihm folgen zu können. Zeit, die es an der MLK gibt, nicht aber an den Regelschulen. Dort muss der Lehr- und Zeitplan strikt eingehalten werden, Rücksichtnahme ist nur sehr eingeschränkt möglich! Das bedeutet häufig Frust und mangelndes Selbstvertrauen bei den Betroffenen. Darüber hinaus besteht nach wie vor ein erheblicher Mangel an Lehrpersonal, insbesondere Förderschullehrerinnen und -lehrern sowie Sozialpädagoginnen und -pädagogen“, beschreibt Wibke Güntzler, Schulausschussvorsitzende und schulpolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, die Problemlage.

„Wer weiterhin diese völlig unzureichenden Voraussetzungen für eine gelingende Inklusion an den Grund- und weiterführenden Schulen ignoriert, nimmt in Kauf und akzeptiert, dass Schülerinnen und Schüler in unserem Schulsystem scheitern und in naher Zukunft keine erfolgreiche Bildungsperspektive haben – mit den entsprechenden Folgen auf dem Arbeitsmarkt!“, so Güntzler weiter.

Deshalb appelliert die CDU-Ratsfraktion gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der FDP nochmals an den Rat der Stadt sowie die Landesregierung.  Aufgrund der besonderen Situation in Göttingen – dem Nichtvorhandensein von Haupt- und Realschulen und die hiermit verbundenen Schwierigkeiten in der Betreuung von Kindern, die der besonderen Fürsorge bedürfen – wäre eine Ausnahme für diesen speziellen Schulträger angebracht und eine Verlängerung der Laufzeit für die MLK eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung.

Der Schulausschuss der Stadt Göttingen tagt am 02.03.2023 um 16.30 Uhr öffentlich im Ratssaal des Neuen Rathauses. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen.